Brief des Vorsitzender der CDU Neckar-Erms

Liebe Freundinnen und Freunde!

Mir sind diese pseudo-medizinischen Diskussionen, die auch in meinem Freundes- und Bekanntenkreis stattfinden, zuwider. Ich habe genug davon. Wir sind doch alle keine Virologen, Infektiologen oder Epidemiologen, und auch wenn wir diesen zuhören stellen wir fest: diese „Experten“ sind auch untereinander über fast alle Fragen der Corona-Pandemie unterschiedlicher Meinung.

Wenn ich nach meiner Meinung gefragt werde, wie ich zur Frage einer Impfpflicht stehe, dann komme ich daher aus einer ganz anderen Ecke: der des Demokraten mit gesundem Menschenverstand!

Dabei sage ich vorab immer folgendes: Ich bin vollständig geimpft – und seit vergangener Woche zudem genesen, bin also im Besitz von 2x „G“: geimpft und genesen! Das bedeutet zunächst zweierlei: erstens tauge ich nicht zum generellen „Impfgegner“, zweitens sowieso nicht zum „Coronaleugner“. Ich hoffe mit diesem einleitenden Satz klarzustellen, dass ich in die Gruppe der „Querdenker“ nicht reinpasse, wobei ich zu solchen Begrifflichkeiten und ihrer Verwendung aus demokratischer Sicht sowieso meine klare Meinung habe: wir sollten miteinander über alles reden können in einer Demokratie, und wir sollten nicht versuchen, uns gegenseitig in irgendein „Eck“ zu stellen. Meinungen sind zu achten, es hilft nicht weiter, wenn wir ständig versuchen, uns gegenseitig unter Verwendung von „Oberbegriffen“ abzustempeln, denn das hilft naturgemäß nicht wirklich, um miteinander ins Gespräch zu kommen.

Also packen wir es an:

Erste Frage: können wir durch Impfen andere schützen? Also ich selbst konnte das nicht: denn ich habe gleich mal eine meiner Töchter zu Hause angesteckt… und da bin ich nicht alleine, im Gegenteil: ich kenne inzwischen viele, denen es genauso ging. Daher halte ich es mit Hendrik Streeck, der sagt: Impfen schützt nicht vor Infektion und Weitergabe derselben. Und weiter sagt er: die drittschützende Wirkung der Impfung ist überbewertet!
Ich sage daher ganz deutlich in die Richtung derjenigen, die meinen, durch „ihre“ Leistung (Impfen) andere schützen zu können: Selbstüberhöhung beginnt da, wo man einer Maßnahme, die man selbst unterstützt, eine hehre Wirkung beimisst, die die Maßnahme selbst gar nicht erfüllen kann.

Zweite Frage: sind alle Menschen vom Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs nach Corona- Infektion gleichermaßen betroffen? Ich denke dazu muss man kein „Experte“ zu sein, um zu sagen: nein! Beweise gibt es genug dafür, ich sage nur: schauen wir auf die Corona- Situation in den Krankenhäusern: der Altersmedian der dort behandelten Corona- Patienten liegt nach Angaben des RKI bei 74. Die Altersgruppe der bis 40- jährigen ist nur in ganz geringem Maße vertreten. Man kann sagen: je jünger desto unwahrscheinlicher, dass ein schwerer Verlauf gegeben ist.

Ich frage mich daher: wie kann ich vor einen gesunden 20- Jährigen Menschen treten und ihm sagen: Du musst Dich impfen lassen (widrigenfalls Du ein Bußgeld riskierst), Stichwort: Impfpflicht? Anders herum: kann aus der Sicht eines 20-jährigen, der ein gegen Null Prozent gehendes Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs hat, eine Impfpflicht sinnvoll argumentiert werden?

Besonders krass hat das Österreich vor, die eine Impfpflicht ab 14 Jahren vorsehen (ab 02/2022) und gleichzeitig den Impfstatus alle 6 Monate wieder auf Null setzen (jetzt bereits Rechtslage). Was saeg ich einem heute 14- Jährigen? Kann ich ihm aufgeben, dass er sich sein Leben lang „durchboostern“ muss?

Ich verstehe auch die Aufregung um einen jungen Fußballer des FC Bayern nicht. Es heißt: er sei ein Vorbild und müsse sich impfen lassen. Das setzt aber voraus, dass ich junge gesunde Menschen überhaupt auffordern kann (!), sich impfen zu lassen. Nur dann kann der Fußballer ein „Vorbild“ sein. Aber kann ich das? Ich nicht! Er wird rein statistisch gesehen wegen einer COVID- Erkrankung nicht im Krankenhaus landen, er muss für sich selbst wissen, was für ihn richtig ist.

Was machen wir mit Menschen, die sich freiwillig in ein besonderes Risiko begeben? Wir wissen u.a. dass Übergewicht, Genuss von Rauchen und zu viel Alkohol relevante Risiken sind, einen schweren Corona- Erkrankungsverlauf zu haben.

Liebe Freunde: fangen wir endlich wieder an, den Mensch in den Mittelpunkt unserer Politik zu stellen. Den Mensch! Genau den Mensch, so wie er ist! Wer sich bei der oben aufgezeigten Faktenlage für eine generelle Impfpflicht auch für jüngere Menschen ausspricht, der entfernt sich von unserer christlich- jüdisch- abendländisch geprägten europäischen Kultur, die wegweisende Epochen -vor allem der Renaissance und der Aufklärung- erlebt hat, in denen unsere Vorfahren aufgestanden sind, und unter Einsatz ihres Lebens für das freie Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen gekämpft haben.

Wir sind gut beraten – nicht nur hier – an unserem System festzuhalten! Ich habe große Sorge, dass wir auf dem Weg sind in die Annäherung an einen Konfuzianismus chinesischer Prägung, wo die „Harmonie der Gruppe“ wichtiger ist als das Recht auf freie Persönlichkeitsentfaltung des Einzelnen.

Ich will jeden Menschen so nehmen, wie er ist- und von ihm nur dann etwas gegen seinen Willen verlangen, wenn ich das von ihm verlangen muss (zum Schutz anderer) und ich ihm das dann auch erklären kann: durch glasklare und überzeugende Erkenntnisse und mit besonders guten Argumenten und Beweisen, wenn ich in seine körperliche Integrität und Unversehrtheit eingreifen will.

Zusammenfassung: das ist hier kein Appell gegen das Impfen! Überhaupt nicht! Stichwort: Altersmedian 74 – ältere Leute sollen sich impfen lassen! Es ist aber ein Aufruf, dass wir uns an unsere Wurzeln erinnern, und das mit der Frage verbinden: können wir von einem gesunden 20- Jährigen gegen seinen Willen eine „Corona- Schutzimpfung“ verlangen? NEIN! Er soll machen was er für sich will und für richtig hält! Er wird – rein statistisch gesehen – nicht bei uns im Krankenhaus landen! Er mag sich impfen lassen, wenn er es will – aber der Staat hat sich aus dieser Entscheidung herauszuhalten.

Bleiben wir Europäer!

Mit freundlichen Grüßen,
Stephan Lenz

Schlaitdorf, am 09.12.2021

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